Ist Massenarbeitslosigkeit etwas Schlechtes? Der RICH-Plan
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Freigeisterhaus -> Politik und Geschichte

#1: Ist Massenarbeitslosigkeit etwas Schlechtes? Der RICH-Plan Autor: Tarvoc BeitragVerfasst am: 28.08.2004, 17:44
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R I C H steht für Rising Income Through Cybernetic Homeostasis (Steigendes Einkommen duch Kybernetisches Inneres Gleichgewicht). Er wurde von R.A. Wilson und L.W. Benner entwickelt.

R.A. Wilson hat folgendes geschrieben:
Wenn es einen Vorschlag gibt, der zur Zeit die Zustimmung von nahezu jedermann erhält, dann ist es die Behauptung, dass wir mehr Arbeitsplätze benötigen. [...] Ich möchte diesen Gedanken in Frage stellen. Ich glaube nicht, dass es ein Heilverfahren gegen Arbeitslosigkeit gibt oder dass es ein solches jemals geben könnte. Ich möchte beantragen, dass Arbeitslosigkeit keine Krankheit ist, sondern die natürliche, gesunde Folgerung einer technologisch weit fortgeschrittenen Gesellschaft darstellt.


Arbeitslosigkeit resultiert ganz natürlich aus der - durchaus positiv zu bewertenden - Automatisierung der Industrie und Landwirtschaft. Meinen Schätzungen zufolge wird dieser Automatisierungsprozess ca. in 20-50 Jahren abgeschlossen sein. Und dann?

R.A. Wilson hat folgendes geschrieben:
Arbeitslosigkeit wird unmittelbar durch das technische Vermögen des "Mehr-mit-weniger-Tun" verursacht. Viele tausend Mönche sind von Gutenberg "technologisch" zur Arbeitslosigkeit "verurteilt" worden. Viele tausend Hufschmiede haben duch Fords Modell T "technologisch" ihre Arbeit verloren. Als Beweis dafür, dass das "Mehr-mit-weniger-Tun" die menschliche Arbeit um so weniger notwendig macht. Aristoteles sagte einst, dass die Sklaverei nur dann abgeschafft werden könne, falls Maschinen gebaut würden, die sich selbst bedienen. Arbeit gegen Lohn, das moderne Äquivalent zur Sklaverei, [...] steht mitten in dem Prozess, von derartigen sich selber bedienenden Maschinen aufgehoben zu werden.


R.A. Wilson hat folgendes geschrieben:
Viele weitblickende soziale Denker haben intelligente und einleuchtende Projekte ausgearbeitet, die auf eine Gesellschaft mit steigender Arbeitslosigkeit anwendbar wären.


Folgende vier Beispiele werden genannt:

1. C.H. Douglas: Nationale Dividende.
Jeder Bürger wird zum Teilhaber an der Nation erklärt und erhält Dividenden auf das jährliche Bruttosozialprodukt. Die Wirkung dessen wäre nur dann inflationär, wenn die ausgeschüttete Dividende über dem Bruttosozialprodukt liege.

2. Robert Theobald: Garantiertes Jahreseinkommen
Die Regierung legt eine Einkommensgrenze fest, die über der Armutsgrenze liegt, und garantiert, dass kein Bürger (auch kein Arbeitsloser) weniger erhält. Falls das Einkommen unter diese Grenze fällt oder ganz ausfällt, gleicht die Regierung diese Differenz aus.

3. Milton Friedman: Negative Einkommenssteuer
Sie ist im Grunde eine weniger radikale Variante des garantierten Jahreseinkommens von Theobald.

4. L. Wayne Benner & Robert Anton Wilson: Die RICH-Ökonomie
Sie sieht eine Veränderung der Gesellschaft in 4 Schritten vor:

Stufe 1: Erkenntnis, dass Kybernetik und als Folge große Arbeitslosigkeit unvermeidbar sind, wobei Letztere zu fördern ist. Dies könnte zum Beispiel so geschehen, dass man eine Art Prämie aussetzt für Erfindungen, die Industrie-, Landwirtschafts- oder Bürokratiezweige vollständig automatisieren.
Stufe 2: Stufe 2 setzt dann konsequent Theobalds oder Friedmans Idee um (also garantiertes Jahreseinkommen oder negative Einkommenssteuer), um den so entstehenden Arbeitslosen eine Existenz zu sichern.
Stufe 3: Das garantierte Jahreseinkommen oder die negative Einkommenssteuer aus Theobalds oder Friedmans Idee wird langsam und schrittweise, aber stetig auf das Niveau von Douglas' nationaler Dividende angehoben. Auf diese Weise sichert man allen Arbeitslosen ein gutes Mittelstandseinkommen.
Stufe 4: Stufe 4 sieht ein umfassendes Programm zur Weiterbildung und Intelligenzsteigerung (das I² in Learys SMI²LE-Formel) vor, damit sich die Arbeitslosen in Forschung, Kunst und Entwicklung beteiligen können. Schließlich hat man genug Intelligenz produziert, um die SMI²LE (Space Migration, Increasing Intelligence, Life Enhancement) und HEAD (Hedonic Engineering and Development) - Ziele anzustreben. Dies wird den Menschen auf ein neues kosmisches Bewusstsein erheben, wie wir es uns heute nicht 'mal auch nur im Traum ausmalen können. Der Mensch wird zu den Sternen aufbrechen und seinen inneren Stern entdecken können.


Was haltet ihr davon?

#2:  Autor: Nergal BeitragVerfasst am: 28.08.2004, 17:55
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Hm, klingt gut, und wenn die Sache mit der Nanotechnologie funktioniert dann ist Kapital sowieso hinfällig.
Dann bliebe uns als einzige Beschäftigung der Frotschritt und die Entwicklung der Menschheit so wie die individuelle Entwicklung.

#3:  Autor: Tarvoc BeitragVerfasst am: 28.08.2004, 17:59
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Die Visionen von Karl Marx und Gene Roddenberry würden dann quasi Wirklichkeit werden, und somit über kurz oder lang auch die von Friedrich Nietzsche und Tim Leary.

#4:  Autor: Graf ZahlWohnort: Universum BeitragVerfasst am: 28.08.2004, 18:09
    —
Tarvoc hat folgendes geschrieben:
Die Visionen von Karl Marx und Gene Roddenberry würden dann quasi Wirklichkeit werden, und somit über kurz oder lang auch die von Friedrich Nietzsche und Tim Leary.


Star Trek ist mir dabei auch in den Sinn gekommen. Dort gibt es übrigens auch kein Geld mehr...

Ein Punkt, der mir da in den Sinn kommt:
Es wird wahrscheinlich nicht möglich sein, alle Arbeitsprozesse zu automatisieren - man wird in vielen Bereichen wahrscheinlich doch menschliche Ressourcen benötigen. Doch wer will denn noch arbeiten, wenn er auch ohne etwas zu tun, überleben könnte?

#5:  Autor: narziss BeitragVerfasst am: 28.08.2004, 18:19
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Graf Zahl hat folgendes geschrieben:
Tarvoc hat folgendes geschrieben:
Die Visionen von Karl Marx und Gene Roddenberry würden dann quasi Wirklichkeit werden, und somit über kurz oder lang auch die von Friedrich Nietzsche und Tim Leary.


Star Trek ist mir dabei auch in den Sinn gekommen. Dort gibt es übrigens auch kein Geld mehr...

Ein Punkt, der mir da in den Sinn kommt:
Es wird wahrscheinlich nicht möglich sein, alle Arbeitsprozesse zu automatisieren - man wird in vielen Bereichen wahrscheinlich doch menschliche Ressourcen benötigen. Doch wer will denn noch arbeiten, wenn er auch ohne etwas zu tun, überleben könnte?
Man könnte ja die wenigen Arbeitsplätze, die ne automatisierte Welt noch lässt ja geschickt verteilen. Vielleicht nur an einem Tag in der Woche arbeiten. Und wenn man durch den Job mehr als die Grunversorgung bekommt, dann lässt sich das ja wohl realisieren.

#6:  Autor: Graf ZahlWohnort: Universum BeitragVerfasst am: 28.08.2004, 18:22
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narziss hat folgendes geschrieben:
Man könnte ja die wenigen Arbeitsplätze, die ne automatisierte Welt noch lässt ja geschickt verteilen.

Wäre eine Möglichkeit. Fragt sich nur, wie. Frage


narziss hat folgendes geschrieben:
Vielleicht nur an einem Tag in der Woche arbeiten.

Da wäre das Problem, daß ja nur noch ganz bestimmte Berufe existieren - für die aber nicht jeder geeignet ist (wenn beispielsweise handwerkliche Fertigkeiten Voraussetzung wären).


narziss hat folgendes geschrieben:
Und wenn man durch den Job mehr als die Grunversorgung bekommt, dann lässt sich das ja wohl realisieren.

Das wäre denkbar - Geld als zusätzlicher Anreiz. Doch würde das wiederum u.U. nicht wieder zum alten kapitalistischen Modell führen?

#7:  Autor: Tarvoc BeitragVerfasst am: 28.08.2004, 18:56
    —
Glaube ich nicht! Das kapitalistische Modell basiert auf Lohnzwang. Man muss arbeiten, um nicht sozial ganz durchzufallen. Beim RICH-System hingegen wäre die Grundversorgung von vorneherein mehr als gesichert.

Ganz abgesehen davon: Diejenigen, die nicht in den noch verbleibenden industriellen und bürokratischen Stellen arbeiten, sind ja diejenigen, die sich dann in Wissenschaft und Kunst beteiligen. Somit haben sie ja auch eine vorteilbringende Beschäftigung.

#8:  Autor: narziss BeitragVerfasst am: 28.08.2004, 19:03
    —
Tarvoc hat folgendes geschrieben:
Glaube ich nicht! Das kapitalistische Modell basiert auf Lohnzwang. Man muss arbeiten, um nicht sozial ganz durchzufallen. Beim RICH-System hingegen wäre die Grundversorgung von vorneherein mehr als gesichert.

Ganz abgesehen davon: Diejenigen, die nicht in den noch verbleibenden industriellen und bürokratischen Stellen arbeiten, sind ja diejenigen, die sich dann in Wissenschaft und Kunst beteiligen. Somit haben sie ja auch eine vorteilbringende Beschäftigung.
Wenn man irgendwann dank moderner Technik nur noch 10% der Bevölkerung in Industrie und Bürokratie braucht, sollen dann dierestlichen 90% in Wissenschaft und Kultur gehen?

#9:  Autor: Tarvoc BeitragVerfasst am: 28.08.2004, 19:10
    —
Aufgrund des I²-Teils von SMI²LE wäre das durchaus denkbar...

#10:  Autor: Graf ZahlWohnort: Universum BeitragVerfasst am: 28.08.2004, 20:26
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Tarvoc hat folgendes geschrieben:
Glaube ich nicht! Das kapitalistische Modell basiert auf Lohnzwang. Man muss arbeiten, um nicht sozial ganz durchzufallen. Beim RICH-System hingegen wäre die Grundversorgung von vorneherein mehr als gesichert.

Viele Menschen neigen jedoch zum Luxus - den sie sich halt mit der reinen Grundversorgung nicht leisten könnten. Es wäre schon möglich, daß es wieder zum Kapitalismus käme.

#11:  Autor: Tarvoc BeitragVerfasst am: 28.08.2004, 20:33
    —
Aber das wäre dann ja egal, weil dann ohnehin alle genug zum Leben - und zwar zum gut Leben - hätten. ^^

Btw. wenn ich Wilson richtig verstanden habe, will er eine Art Kapitalismus. Ich meine, er ist ja kein Kommunist und sagt das auch immer und immer wieder.

Und der ewige Konkurrenzkampf wird mit der verstärkten Konzentration der Menschheit auf die höheren Schaltkreise (also alle ab dem Dritten) ohnehin in Zukunft einen eher untergeordneten Platz einnehmen...

#12:  Autor: Graf ZahlWohnort: Universum BeitragVerfasst am: 28.08.2004, 20:37
    —
Tarvoc hat folgendes geschrieben:

Und der ewige Konkurrenzkampf wird mit der verstärkten Konzentration der Menschheit auf die höheren Schaltkreise (also alle ab dem Dritten) ohnehin in Zukunft einen eher untergeordneten Platz einnehmen...


Ich bin mir jedoch nicht sicher, ob sich die Menschen, bei denen die höheren Schaltkreise ausgeprägter sind, durchsetzen werden...
Die Aggressivität der "niedrigen" Schaltkreise ist nicht zu unterschätzen. Aber das ist ein anderes Thema. zwinkern

#13:  Autor: Nergal BeitragVerfasst am: 28.08.2004, 21:01
    —
Hm, ich denke nicht das der Mensch Bequem ist und in so einer gesellschaft einfach den ganzen Tag nur rumliegen würde.
Das würde er nur wenn ihm die Motivation fehlt, der Mensch aber braucht beschäftigung sonst wird er "zappelig", auch braucht einen gewissen vergleich mit Anderen, wie mal wer treffend meinte ein paar Jahrttausnede Zivilisation können Äonen der Evolution nicht überdecken.

#14:  Autor: Graf ZahlWohnort: Universum BeitragVerfasst am: 28.08.2004, 21:06
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Nergal hat folgendes geschrieben:
Hm, ich denke nicht das der Mensch Bequem ist und in so einer gesellschaft einfach den ganzen Tag nur rumliegen würde.

Solange man den Aktivitätsmangel nicht mir Kriegen auszugleichen versucht.
Der französische Philosoph Alain war der Meinung, daß die meisten Kriege aus Langeweile der Herrscher geführt wurden... Mit den Augen rollen

#15:  Autor: nickchanger BeitragVerfasst am: 31.08.2004, 11:00
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Nergal hat folgendes geschrieben:
Hm, ich denke nicht das der Mensch Bequem ist und in so einer gesellschaft einfach den ganzen Tag nur rumliegen würde.
Das würde er nur wenn ihm die Motivation fehlt, der Mensch aber braucht beschäftigung sonst wird er "zappelig", auch braucht einen gewissen vergleich mit Anderen, wie mal wer treffend meinte ein paar Jahrttausnede Zivilisation können Äonen der Evolution nicht überdecken.



rumliegen? ne nie im leben!

ich würde versuchen alle civ3-rekorde zu brechen Lachen
und vielleicht käme ich endlich mal dazu einen ego-shooter zu spielen bei all der zeit

#16:  Autor: Wygotsky BeitragVerfasst am: 27.06.2005, 00:20
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Graf Zahl hat folgendes geschrieben:
Es wird wahrscheinlich nicht möglich sein, alle Arbeitsprozesse zu automatisieren - man wird in vielen Bereichen wahrscheinlich doch menschliche Ressourcen benötigen. Doch wer will denn noch arbeiten, wenn er auch ohne etwas zu tun, überleben könnte?

Ich würde meine Arbeit wahrscheinlich auch weiterhin tun. Wahrscheinlich würde ich mir noch ein paar Leute dazuholen, die nichts mehr zu tun hätten, und dann könnten wir meine Arbeit viel besser machen als je zuvor, und sie würde viel mehr Spaß machen.

#17:  Autor: Rasmus BeitragVerfasst am: 27.06.2005, 00:57
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Graf Zahl hat folgendes geschrieben:
Es wird wahrscheinlich nicht möglich sein, alle Arbeitsprozesse zu automatisieren - man wird in vielen Bereichen wahrscheinlich doch menschliche Ressourcen benötigen. Doch wer will denn noch arbeiten, wenn er auch ohne etwas zu tun, überleben könnte?


Der Kapitalismus würde ja nicht abgeschafft werden, wer mehr oder besser arbeitet, würde also auch mehr Geld haben. Für mehr Geld kann man sich mehr Sachen kaufen.

Ich würde arbeiten wollen. Allerdings würde Abeiten völlig anders aussehen, als es das heute tut; und es wäre interessant zu sehen ob diese Entwicklung das neue System nicht sehr schädigt.

Heute ist es z.B. sehr schwierig, mit Arbeiten aufzuhöhren, wenn der Erhalt des Lebensstandards allerdings auf hohem Niveau gesichert wäre, könnte man seine Job viel einfacher hinschmeißen. Man müsste auch nicht mehr *jeden* Job annehmen, bloß um über die Runden zu kommen.

Ich würde arbeiten wollen. Ob du mich allerdings zum Spargelstechen bekommen würdest, ist eine andere Frage ...

Rasmus.

#18:  Autor: Der unbekannte GottWohnort: Das alte Europa BeitragVerfasst am: 27.06.2005, 01:17
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Gute Ideen, aber ich sehe das Problem der Aggressivität bei den Menschen "niedrigerer Schaltkreise" in der ganzen Sache. Wenn sie sich langweilen, werden sie gewalttätig. Für mich ist hier das eigentliche Problem. (Jaja, der Prometheus vom Wilson...)
Die Tendenz der Ersetzung menschlicher Arbeitskraft durch Maschinen ist eindeutig und unaufhaltsam, und daß es in diesem System (Arbeitszwang) massive Probleme gibt, ist logische Konsequenz. Ebenso würde ein kommunistisches Modell versagen, weil es die Psyche nicht einbezöge. Hierfür müßte man sich mit den Grundlagen der "Schaltkreise" oder wie auch immer man das nennt, befassen, aber sowas wird ja nicht gern gesehen...

#19:  Autor: fornitWohnort: Wohn ich in der Wüste oder andersum? BeitragVerfasst am: 27.06.2005, 01:44
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das problem ist imho ganz schlicht der erste schritt, die erkenntnis. es gibt wohl wenige themen, die in unseren gesellschaften so tabusiert sind wie das zwangsläufige ende der massenarbeit.
ich denke jeder wirklich mächtigen und machtbewußten person ist völlig klar, daß er in einer gesellschaft ohne existentielle nöte nur noch gleicher unter gleichen ist. d.h. medien, politik und wirtschaft werden von sich aus nie eine transformation der gesellschaft in diese richtung anstreben.

was nicht heißt, das es so eine gesellschaft nicht geben wird, vermutlich muss es sie sogar irgendwann geben, es scheint mir einfach ein natürlicher entwicklungschritt zu sein. anderseits kann es auch sein, daß wir nie auf diesem technologischen niveau ankommen. ich halte die schätzung mit 20-50 jahren durchaus für realistisch, WENN sich die technologische entwicklung weiterhin wie in den letzten jahrzehnten fortsetzt. allerdings befürchte ich, daß wir kaum die nächsten 20-30 jahre ohne ressourcen- und/oder bürgerkriege in den usa und europa auskommen.

denn das sind probleme, die die automatisierung zunächst einmal nur verstärkt: ungleiche verteilung des reichtums (soziale unruhen --> bürgerkriege) und massiver anstieg der produktion und des ressourcenverbrauchs (endliche baumaterialien und energielieferanten --> ressourcenkriege)

#20:  Autor: Brahms BeitragVerfasst am: 27.06.2005, 17:13
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Vor vielen Jahren, noch in der späten Pubertät machte ich mir meine ersten Gedanken über den Lauf der Welt.

Jemand nahm sich die Zeit mir von Computern und Robotern zu berichten die eines fernen Tages so ziemlich alle Arbeit für uns machen würden. Wahrscheinlich, so prognostizierte ich für mich, werden wir wohl im seinerzeit noch so fernen Jahr 2000 nur mehr vier Stunden pro Tag arbeiten müssen, wohl nur um kurz einen Computer anzuleiten, zu reparieren oder zu beaufsichtigen.

Erst vor wenigen Monaten kam dieses Bild wieder mal zum Vordergrund, und ich verglich es mit der Realität, in welcher ich acht Stunden täglich und oft noch mehr meine Tag mit Arbeit verbringe. Nur der Computer vor meiner Nase wurde zur Realität.

Nach näherer Überprüfung stellte ich aber dennoch fest, dass ich Recht behalten habe; mathematisch zumindest in etwa. Wenn ich zu den Arbeitslosen, die ganzen Frührentner, nicht (mehr) am Arbeitsmarkt Teilnehmenden (frustrierte), etc. dazuzähle haben wir wohl in etwa die 50% der von Computern und Robotern übernommenen Arbeitszeit.

Daher habe wir zwei Alternativen:

  • Wir erklären uns offiziell zur Dreiklassengesellschaft aus FüÜhrung, Vollarbeitnehmern und Gelegenheitstagelöhnern die vornehmlich von Brosamen aus sozialkassen leben

  • Wir teilen die vorhandene Arbeit auf und machen 4-6 Stunden täglich zur Regelarbeitszeit.


D.h. wenn z.B. der Öffentliche Dienst neueinstellt, dann eben nur auf dieser Basis. Die anderen Wirtschaftszweige werden nachfolgen.

Die Problematik liegt natürlich beim Lohnausgleich, der nicht erfolgen kann, aber auch bei erhöhten Ausbildungskosten. Die Rentenkassen müssen etwas umgemodelt werden. Das letztere ist aber auch so von nöten. Das Umlageverfahren funktionierte toll bei einer ständig wachsenden Wirtschaft mit ständig steigenden Arbeitnehmerzahlen. Es funktionierte so toll, dass in den Boomzeit bis in die 1970er selbst grosse zweckfremde Ausgaben auf die Rentenkassen übertragen werden konnten ohne dass es irgendwo am ende fehlte: aber das funktioniert ja nun schon eh seit einiger Zeit nicht mehr.

Folgedessen muss die gesetzliche Rentenversicherung von einer quasi Besitzstandswahrungsversicherung zu ihrer Originalaufgabe rückgeführt werden: eine Sozialversicherung die sicherstellt das nach dem Arbeitsleben keiner von der Gesellschaft ausgeschlossen ist und auf Almosen abgewiesen ist. Man muss also oben kappen und dafür unten etwas drangeben.

Natürlich fragen sich jetzt einige dass mit nur 50%-75% des Einkommens Mieten und Hypotheken nicht mehr bezahlt werden können. Richtig. Bei einem allgemeinen Einkommensverfall werden zwangsläufig aber auch Grundpreise etc. fallen müssen zumal wenn dies mit wirtschaftspolitischen Mitteln unterstützt würde.

Es ist hier übrigens anzumerken dass bei der Abdeckung der Grundbedürfnisse von Nahrung, Kleidung und Wohnung nur letztere noch ausserordfentlich teuer ist (wohl ein Überbleibsel von Feudalstrukturen; Wohnung würde wohl günstiger, wenn der Massenwohnungsbesitz der vornehmlich gewinnorientiert und spekulativ ist, scharf besteuert werden würde - ein genauso legitimes marktwirtschaftliches Mittel wie Subventionen, Genussmittelsteuern, Mineralölsteuer, etc.; es würde zu einem grossen angebot von günstigen Wohnungen kommen).

Auch ist anzunehmen, dass die Verkürzung der Arbeitszeit zu Innovationsschüben, Produktivitätsgewinnen und damit auch wieder einen merklichen Reallohnzuwachs gibt.

Das Dreiklassenmodell ist politisch leichter verkäuflich. Die Hoffnung stirbt zuletzt und jeder glaubt dass er sich zumindest im zweiten Drittel einnisten kann, und alle im dritten Drittel sind nur dumm und faul. Auch kann eine scharfen Anwendung zu einer prozentualen Verringerung der Arbeitslosigkeit führen ohne dass sich am Gesamttrend etwas ändert.

Das zweite Modell ist schwieriger verkäuflich. Der Traum vom viertürigen Familienauto entschwindet zumindest einstweilen und die Fernreisen werden auch weniger. Auf der anderen Seite gibt es weniger Kriminalität, bessere Gesundheit usw. Eine echte Freizeitgesellschaft die eben von den modernen Errungenschaften der Technologie besten Gebrauch macht. Wenn wir nun auch noch etwas in öffentliche Räume investieren können wir auch mehr Laientheatergruppen haben und vielleicht kommt eine neue kulturelle Blüte. Man muss ja nicht um jeden Preis vier Stunden mehr als Ausgleich vor der Glotze sitzen.

Die politische Linke verfehlt hier ihren "Bildungsauftrag" der ja zumindest theoretisch mit Parteikostenzuschüssen und dergleichen verbunden ist, sofern mnan sich an den Sonntagsreden orientiert. Weil sie hier eben nicht tätig ist sondern praktisch nur leicht abgemilderte Formen des vorherrschenden Neokonservatismus anzubieten vermag versifft sie eben in der politischen bedeutungslosigkeit - nicht nur "Indula" (von Helmut Kohl: "in diesem unserem Lande") sondern global.

Das waren mal einige kurze Anmerkungen für praktische Lösungen für reale Probleme. Da gibt es viele Detailfragen die zu klären sind, und auch solche die hier nur nicht behandelt sind weil das eben eine Frage von Zeit und Raum ist.[/list]

#21:  Autor: ShadaikWohnort: MG BeitragVerfasst am: 27.06.2005, 17:15
    —
Es gibt halt nur zwei Ideallösungen: Arbeit für alle oder Arbeitslosigkeit für alle.

Alles andere, wa smir einfiele ist ungerecht.

#22:  Autor: Tarvoc BeitragVerfasst am: 10.10.2005, 10:44
    —
Da offenbar, wie ich in anderen Threads lese, noch Interesse an dieser Thematik besteht, nehme ich das hier nochmal auf.

Ich habe in Kadajs Board geschrieben:
ich hat folgendes geschrieben:
1. Im ersten Schritt wird versucht, ein Umdenken in der Bevölkerung zu erzeugen: Arbeitslosigkeit soll nicht mehr als Negativum gesehen werden.

2. Als zweiter Schritt wird jedem Arbeitnehmer, der eine Maschine entwickelt, die seine eigene Arbeit überflüssig macht, ein Preisgeld von 50.000 Euro pro Jahr bis zum Lebensende gesichert.

3. Da daraufhin die Gewerkschaften meckern, wird jedem Arbeitslosen, der durch die Maschine eines Anderen ersetzt wurde, eine Abfindung von 20.000 Euro pro Jahr gesichert. (Ich müsste nochmal nachsehen, wie Wilson das genau finanzieren wollte. Ich glaube, über das BSP, wenn ich mich nicht irre. Aber müsste nochmal nachsehen...)

4. Als Nächstes werden wahrscheinlich die Unternehmen aufmucken: die neue Entwicklung könnte die Inflation in die Höhe treiben. Wilsons fiktive Präsidentin reagiert darauf, indem sie ein Preisgeld von weiteren 100.000 Euro pro Jahr bis zum Lebensende aussetzt auf alle Erfindungen von NICHT-Wissenschaftlern, die die Menschheit technologisch weiterbringen (und so natürlich auch neue Konsumgüter erzeugen).

5. Diese Entwicklung führt dann zur sogenannten SMILE-Revolution, also zur schnellen Erschließung des Weltraums, zur unerhörten Steigerung der geistigen Kapazitäten der Bevölkerung von Unistat (Wilsons fiktiver Staat, de Fakto ein Abbild der USA) und zu rasenden Fortschritten in den Punkten Lebensverlängerung, Gesundheit, Medizin und Technik...
Im letzten Schritt ist die Menschheit dann bereit, den Weltraum zu erschließen.


http://www.boardy.de/showthread.php3?threadid=34373950

#23:  Autor: Tegularius BeitragVerfasst am: 10.10.2005, 10:58
    —
Anekdote zur Senkung der Arbeitsmoral zwinkern.

#24:  Autor: Latenight BeitragVerfasst am: 10.10.2005, 12:15
    —
Das zugrunde liegende Problem an der Sache ist ja, dass in unserer Gesellschaft der Lebensunterhalt an die Erwerbsarbeit gekoppelt ist.

Für Lösungsansätze braucht es gar keine Zukunftszenarien, im Vorfeld der Wahl wurden sie ja an vielen Orten breit diskutiert. Z.B. in der letzten Brand eins waren einige Artikel dem Thema gewidmet.
Automation und Fortschritt, Wissensarbeit und Kapitalismus vernichten Arbeitsplätze. Und das ist gut so. Es geht nämlich auch anders.

Ist ganz interessant zu lesen Smilie

Shadaik hat folgendes geschrieben:
Es gibt halt nur zwei Ideallösungen: Arbeit für alle oder Arbeitslosigkeit für alle.

Alles andere, wa smir einfiele ist ungerecht.


Aber doch nur, wenn der Wert der Arbeit an der rein materiellen Wertschöpfung gemessen wird.
Ich finde ungerecht, dass Massen von Menschen, die einen großen Teil ihrer Lebenszeit und Energie in soziale Arbeit stecken oder die auf sich alleine gestellt Kinder großziehen von der Gesellschaft -wenn überhaupt- gerade mal dürftig ernährt werden.

Für mich würde eine Ideallösung beinhalten, dass der Wohlstand eines Menschen nicht mehr überwiegend in monetären Werten gemessen wird, sondern dass wir gerne materiell kürzer treten und unsere Energie viel mehr in die Entwicklung einer lebenswerten Gesellschaft stecken.

#25:  Autor: Latenight BeitragVerfasst am: 10.10.2005, 12:19
    —
Zitat:
Anekdote zur Senkung der Arbeitsmoral


Einigen Spaß hatte ich auch mit "Die Entdeckung der Faulheit" von Corinne Maier.

#26:  Autor: Baldur BeitragVerfasst am: 10.10.2005, 13:13
    —
Globale ArbeitsFREIHEIT - Ein Menschheitstraum wird wahr.
... demnächst auf diesem Planeten.

#27:  Autor: Tarvoc BeitragVerfasst am: 10.10.2005, 13:28
    —
Von der 'Arbeit' zur 'Tätigkeit' - die Menschheit wird erwachsen. Smilie

Im Moment ist sie allerdings noch voll in der Pubertät... skeptisch

#28:  Autor: Mario HahnaWohnort: München BeitragVerfasst am: 10.10.2005, 19:10
    —
Ich weiß nicht ob ich überlesen habe, wie das finanziert werden soll, oder gibt es darüber tatsächlich keine Aussage?

#29:  Autor: Tarvoc BeitragVerfasst am: 10.10.2005, 19:50
    —
Thao hat folgendes geschrieben:
Ich weiß nicht ob ich überlesen habe, wie das finanziert werden soll, oder gibt es darüber tatsächlich keine Aussage?


Es geht hier auch darum, dafür Vorschläge zu sammeln. zwinkern

Wenn ich mich nicht irre, steht in meinem allerersten Beitrag, dass es über das BSP laufen soll.
Ob das ein 'guter' Vorschlag ist, weiss ich nicht. Aber das war Wilsons Vorschlag in 'The Illuminati Papers'...

#30:  Autor: Mario HahnaWohnort: München BeitragVerfasst am: 10.10.2005, 21:21
    —
Tarvoc hat folgendes geschrieben:
Thao hat folgendes geschrieben:
Ich weiß nicht ob ich überlesen habe, wie das finanziert werden soll, oder gibt es darüber tatsächlich keine Aussage?


Es geht hier auch darum, dafür Vorschläge zu sammeln. zwinkern

Wenn ich mich nicht irre, steht in meinem allerersten Beitrag, dass es über das BSP laufen soll.
Ob das ein 'guter' Vorschlag ist, weiss ich nicht. Aber das war Wilsons Vorschlag in 'The Illuminati Papers'...


Ich habe Vorschläge, ich würde aber gerne mal deine Vorstellung hören, da dir das Konzept anscheinend gefällt und weil ich das Konzept politisch einordnen will. Über das BSP, was heißt das genau?



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