Sprachgebrauch
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Freigeisterhaus -> Kultur und Gesellschaft

#1: Sprachgebrauch Autor: GermanHeretic BeitragVerfasst am: 06.08.2004, 13:44
    —
NAchdem ich mich ja schon erfolgreich (der Anzahl der Antworten nach zu urteilen) über die Rechtschreibreform beklagt habe, tue ich gleiches jetzt mit dem allgemein heute üblichen Sprachgebrauch.

Was ich dabei hauptsächlich bemängele, ist das unreflektierte Nachplappern von zumeist leeren Floskeln, die man aus dem Volksverblödungsapparat #1 aufgeschnappt hat, und die unangebrachte Verwendung von nichtssagenden oder überhaupt nicht passenden Anglizismen, mit denen Manager (sic!) über ihr fachliches Unvermögen hinwegtäuschen wollen.

Meine Lieblingsbeispiele sind da:

"Sinn machen" - Ist eine Rückübersetzung von "to make sense", was auf deutsch immer noch "Sinn haben", "Sinn ergeben" oder "sinnvoll sein" heißt. Ich frage dann schonmal gerne: "Wieviel Sinn darf's denn sein? Zwei Pfund?"

"wir müssen das kommunizieren" - s.o. von "to communicate something". Kommunizieren ist im Deutschen immer noch ein intransitives Verb.

"(ein Konzept) umsetzen" - Einen Blumentopf kann man umsetzen, Konzepte werden immer noch in die Tat umgesetzt. Oder dürchgeführt oder realisiert oder verwirklicht oder...

"die nach oben offene Richterskala" - Gibt es eine Richterskala, die nicht nach oben offen ist? Morgen werden es 27 Grad auf der nach oben offenen Celsius-Skala. Genauso richtig, genauso unsinnig.

"die Bewohner des Dorfes wurden evakuiert" - Aua, tut das nicht weh? Man kann ja das Dorf evakuieren, d.h. menschenleer machen, aber die Menschen?

Worte, die wie englisch aussehen, es aber gar nicht sind: "Handy", "wellness", "talkmaster". (Korrekt eng.: "mobile" oder "cellular phone", "well being","chat-show host"; korrekt dt.: "Mobiltelefon" (Puristen sagen auch "tragbarer Fernsprecher"), "Wohlbefinden", "Moderator" (Puristen sagen auch "Gastgeber (einer Fernsehsendung)"))

Plus alle Anglizismen, mit denen sich bullshit-bingo (sic!) speilen läßt, sowie sämtliche buzzwords, um mal ein buzzword zu nennen. (global player, task force, committen (komitten?, kommitten?), ...)

#2: Re: Sprachgebrauch Autor: SanneWohnort: Nordschland BeitragVerfasst am: 06.08.2004, 15:03
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Wer einen Anglizismus als Nickname und eine lateinische Signatur hat, sollte wirklich schleunigst was für den Erhalt der deutschen Sprache tun zwinkern
Natürlich brauchen wir Deutschlehrer, auch hier im Forum, und in der Gesellschaft sowieso.
Mein Deutschlehrer in der Grundschule z.B., der war noch einer von der alten Schule. Vor allem wußte er genau, was richtig und was falsch war. Mein leicht westfälischer Akzent (<- Muttersprache) z.B. war falsch. Mecklenburger Plattdeutsch (<- Vatersprache) war auch falsch. Hochdeutsch mußte es sein, und zwar nordeutsches Hochdeutsch, mit holsteinischem Akzent, und nix anderes.

#3: Re: Sprachgebrauch Autor: SokrateerWohnort: Wien BeitragVerfasst am: 06.08.2004, 15:21
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GermanHeretic hat folgendes geschrieben:

"die nach oben offene Richterskala" - Gibt es eine Richterskala, die nicht nach oben offen ist? Morgen werden es 27 Grad auf der nach oben offenen Celsius-Skala. Genauso richtig, genauso unsinnig.

Es gibt sehr wohl geschlossene Skalen. Zur Einschätzung von Erdbeben gibt es noch die alternative Mercalli-Sieberg Skala, die nach zwölf Stufen eingeteilt und nach oben eben geschlossen ist.

GermanHeretic hat folgendes geschrieben:

Worte, die wie englisch aussehen, es aber gar nicht sind: "Handy",

"Handy" war in den späten 80ern sehr wohl eine gängige englischsprachige Bezeichnung für kleine Funkgeräte oder kleine Mobiltelefone. Kommt von "Handy Talky", welches wiederum eine Abwandlung von "Walkie Talkie" ist. Da sich im anglosaxischen Raum die Mobiltelefonie erst später durchgesetzt hat, kam es dazu, dass sich die Anglophonen dann doch noch für eine andere Bezeichnug entschieden.

Tja, peinlich, wenn man besserwisserische Sprachkritik betreibt, sollte man sich vorher halt ein bißchen informieren.

Was "wir müssen das kommunizieren", "Sinn machen" und "(ein Konzept) umsetzen" angeht, so sehe ich da überhaupt kein Problem. Die Sprache entwickelt sich halt weiter und gerade durch das Internet ist dieser seit einem Jahrhundert erkaltete Prozess endlich wieder in Gang gekommen. Also wenn das deine Lieblingsbeispiele sein sollen ...

#4:  Autor: annoxWohnort: Berlin BeitragVerfasst am: 06.08.2004, 15:45
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Wesentlich wichtiger scheint mir doch, dass man zunaechst die deutsche Sprache(zumindest als Deutscher) richtig beherrschen sollte.

z.B. :
Superlative - "einzigste" anstatt einzige
Verwendung von "wie" und "als" als Bindewoerter
usw....

#5: Re: Sprachgebrauch Autor: ShadaikWohnort: MG BeitragVerfasst am: 06.08.2004, 15:45
    —
GermanHeretic hat folgendes geschrieben:
"Sinn machen" - Ist eine Rückübersetzung von "to make sense", was auf deutsch immer noch "Sinn haben", "Sinn ergeben" oder "sinnvoll sein" heißt. Ich frage dann schonmal gerne: "Wieviel Sinn darf's denn sein? Zwei Pfund?"

Das wra mal.

Zitat:
"wir müssen das kommunizieren" - s.o. von "to communicate something". Kommunizieren ist im Deutschen immer noch ein intransitives Verb.

Bedeutungserweiterung ist etwas in der Sprachgeschichte nicht ungewöhnliches.
Vor allem wurden intransitive Verben immer wieder gerne transitiviert. Um mla einen unangebrachten Anglizismus zu gebrauchen: So what?

Zitat:
"(ein Konzept) umsetzen" - Einen Blumentopf kann man umsetzen, Konzepte werden immer noch in die Tat umgesetzt. Oder dürchgeführt oder realisiert oder verwirklicht oder...

Verkürzung einer alten Floskel. Dem verb "umsetzen" ist es mW herzlich egal, was wohin umgesetzt wird - ein BLumentopf ins Aquarium oder ein Konzept in die Tat (welche Tat?).

Zitat:
"die nach oben offene Richterskala" - Gibt es eine Richterskala, die nicht nach oben offen ist? Morgen werden es 27 Grad auf der nach oben offenen Celsius-Skala. Genauso richtig, genauso unsinnig.

Es gibt auch Erdbebenskalen, die nicht nach oben offen sind.
Daher dieser Hinweis.

Zitat:
"die Bewohner des Dorfes wurden evakuiert" - Aua, tut das nicht weh? Man kann ja das Dorf evakuieren, d.h. menschenleer machen, aber die Menschen?

Was wurden sie denn dann? Geflüchtet? Oder schlimmer: Um-/Ausgesiedelt?

Zitat:
Worte, die wie englisch aussehen, es aber gar nicht sind: "Handy", "wellness", "talkmaster". (Korrekt eng.: "mobile" oder "cellular phone", "well being","chat-show host"; korrekt dt.: "Mobiltelefon" (Puristen sagen auch "tragbarer Fernsprecher"), "Wohlbefinden", "Moderator" (Puristen sagen auch "Gastgeber (einer Fernsehsendung)"))

Mal sehen: Mobiltelefon ist lateinisch, moderator ebenso, einzig wohlbefinden ist deutsch.

Zitat:
Plus alle Anglizismen, mit denen sich bullshit-bingo (sic!) speilen läßt, sowie sämtliche buzzwords, um mal ein buzzword zu nennen. (global player, task force, committen (komitten?, kommitten?), ...)
[quote]
Mit Ausnahme von "Global Player": Wo hast du die Liste denn her? Nichts davon wird regulär im deutschen verwendet. na gut (Okay), vielleicht noch bullshit.

#6:  Autor: ShadaikWohnort: MG BeitragVerfasst am: 06.08.2004, 15:57
    —
Rudi Keller: "Der so genannte Sprachverfall"

Dringender Lesetipp für alle Sprachbewahrer. Einfach auf den Titel klicken.

#7: Re: Sprachgebrauch Autor: GermanHeretic BeitragVerfasst am: 06.08.2004, 17:10
    —
Shadaik hat folgendes geschrieben:
Zitat:
"die nach oben offene Richterskala" - Gibt es eine Richterskala, die nicht nach oben offen ist? Morgen werden es 27 Grad auf der nach oben offenen Celsius-Skala. Genauso richtig, genauso unsinnig.

Es gibt auch Erdbebenskalen, die nicht nach oben offen sind.
Daher dieser Hinweis.

Ja, aber keine Richterskalen.

Zitat:
Mit Ausnahme von "Global Player": Wo hast du die Liste denn her? Nichts davon wird regulär im deutschen verwendet. na gut (Okay), vielleicht noch bullshit.

Aus jeder Besprechung, Verzeihung "meeting", bei dem Manager das Wort führen.

#8: Re: Sprachgebrauch Autor: GermanHeretic BeitragVerfasst am: 06.08.2004, 17:12
    —
Sanne hat folgendes geschrieben:
Wer einen Anglizismus als Nickname und eine lateinische Signatur hat, sollte wirklich schleunigst was für den Erhalt der deutschen Sprache tun zwinkern

Hihi, genau!


Zur Entschuldigung/Rechtfertigung:

Habe hier mal denselben Benutzernamen gewählt, den ich auch auf iidb.org verwende.

Mit Latein kann man immerhin eine humanistische Bildung vortäuschen, mit Englisch höchstens, daß man das Managergequatsche drauf hat.

#9:  Autor: GermanHeretic BeitragVerfasst am: 06.08.2004, 17:15
    —
Svantevit hat folgendes geschrieben:
Superlative - "einzigste" anstatt einzige

Oh ja, den habe ich vergessen.

"am optimalsten" ist auch gut.

#10:  Autor: joyborg BeitragVerfasst am: 06.08.2004, 17:19
    —
GermanHeretic hat folgendes geschrieben:
Svantevit hat folgendes geschrieben:
Superlative - "einzigste" anstatt einzige

Oh ja, den habe ich vergessen.

"am optimalsten" ist auch gut.


"zeitnah" und "bildungsferne Schichten". Beides unkenntliche Superlative.

#11:  Autor: frajo BeitragVerfasst am: 06.08.2004, 17:26
    —
es gibt schon, und gerade im netz, immer wieder schönste beispiele von sprachkritik, die manchmal unwiderstehlich einladend daherkommen, wie dieses aus den heise-7-tage-news:
berndbleifuss hat folgendes geschrieben:
...
Das waren meistens Mädels aus sonstwoher, Brasilien und Peru usw, mit minimalsten Deutschkenntnissen.
...

so einer bittet doch geradezu um eine watschn. Mr. Green

#12: Re: Sprachgebrauch Autor: SanneWohnort: Nordschland BeitragVerfasst am: 06.08.2004, 17:27
    —
GermanHeretic hat folgendes geschrieben:

Mit Latein kann man immerhin eine humanistische Bildung vortäuschen,


Weiß jemand, warum Lateinunterricht "humanistisch" genannt wird? Oder was ein humanistisches Gymnasium ist, bzw warum die so heißen? Sind Lateiner humaner als andere Menschen? Suspekt

#13: Re: Sprachgebrauch Autor: frajo BeitragVerfasst am: 06.08.2004, 17:31
    —
Sanne hat folgendes geschrieben:
GermanHeretic hat folgendes geschrieben:

Mit Latein kann man immerhin eine humanistische Bildung vortäuschen,


Weiß jemand, warum Lateinunterricht "humanistisch" genannt wird? Oder was ein humanistisches Gymnasium ist, bzw warum die so heißen? Sind Lateiner humaner als andere Menschen? Suspekt

ich schätze mal (habe mich aber nicht abgesichert), daß darunter - etwa im sinne humboldts - das ideal einer umfassenden bildung zu verstehen war.
und dazu gehörte selbstverständlich auch latein und altgriechisch.

#14:  Autor: SokrateerWohnort: Wien BeitragVerfasst am: 06.08.2004, 17:47
    —
frajo hat folgendes geschrieben:
es gibt schon, und gerade im netz, immer wieder schönste beispiele von sprachkritik, die manchmal unwiderstehlich einladend daherkommen, wie dieses aus den heise-7-tage-news:
berndbleifuss hat folgendes geschrieben:
...
Das waren meistens Mädels aus sonstwoher, Brasilien und Peru usw, mit minimalsten Deutschkenntnissen.
...

so einer bittet doch geradezu um eine watschn. Mr. Green

Was genau hast du denn dran auszusetzen, außer am Inhalt? "Minimal" ist in der Umgangssprache nicht äquivalent mit der Bedeutung des Begriffs in der Mathematik. Da macht die Steigerung durchaus Sinn. Das Gleiche gilt für "optimal".

frajo hat folgendes geschrieben:

ich schätze mal (habe mich aber nicht abgesichert), daß darunter - etwa im sinne humboldts - das ideal einer umfassenden bildung zu verstehen war.
und dazu gehörte selbstverständlich auch latein und altgriechisch.

Latein alleine reicht nicht.

#15:  Autor: frajo BeitragVerfasst am: 06.08.2004, 17:54
    —
Sokrateer hat folgendes geschrieben:
frajo hat folgendes geschrieben:
es gibt schon, und gerade im netz, immer wieder schönste beispiele von sprachkritik, die manchmal unwiderstehlich einladend daherkommen, wie dieses aus den heise-7-tage-news:
berndbleifuss hat folgendes geschrieben:
...
Das waren meistens Mädels aus sonstwoher, Brasilien und Peru usw, mit minimalsten Deutschkenntnissen.
...

so einer bittet doch geradezu um eine watschn. Mr. Green

Was genau hast du denn dran auszusetzen, außer am Inhalt? "Minimal" ist in der Umgangssprache nicht äquivalent mit der Bedeutung des Begriffs in der Mathematik. Da macht die Steigerung durchaus Sinn. Das Gleiche gilt für "optimal".

das mag schon sein.
trotzdem tut es meinen ohren weh.
außerdem besteht der clou doch gerade darin, nicht irgendwem seine sprachliche ahnungslosigkeit unter die nase zu reiben, sondern jemandem, der im begriff ist, ebendieses jemandem anderen anzutun.

d.h. diesen herrn "bleifuss" sprachlich abzuwatschen, ist praktiziertes reflektieren.
und sowas ist nun mal mein steckenpferd. Cool

#16:  Autor: SanneWohnort: Nordschland BeitragVerfasst am: 06.08.2004, 18:02
    —
Hab's nachgeschlagen:
wissen.de hat folgendes geschrieben:
humanistisches Gymnasium

altsprachliches Gymnasium
ein Gymnasium mit Latein und Griechisch als Hauptfächern.


Also, den Begriff "altsprachliches Gymnasium" finde ich treffender und weniger irreführend. Dann paßt auch das Gegenstück "neusprachliches Gymnasium".

#17: Re: Sprachgebrauch Autor: annoxWohnort: Berlin BeitragVerfasst am: 06.08.2004, 18:15
    —
Sanne hat folgendes geschrieben:
GermanHeretic hat folgendes geschrieben:

Mit Latein kann man immerhin eine humanistische Bildung vortäuschen,


Weiß jemand, warum Lateinunterricht "humanistisch" genannt wird? Oder was ein humanistisches Gymnasium ist, bzw warum die so heißen? Sind Lateiner humaner als andere Menschen? Suspekt


Tscha, man koennte es auch durchaus als Sprache des Klerus bezeichnen. Was allerdings noch aus der Zeit ihres Bildungsmonopols stammt.

#18:  Autor: Kathodenstrahlröhre BeitragVerfasst am: 06.08.2004, 18:44
    —
Es passt zwar nicht ganz hierher, da es eher Schrift- als Sprachgebrauch ist (das ist ja gerade das komische, im Sprachgebrauch wird dieser Fehler nie gemacht), aber ich wollte es einfach mal loswerden:

Die das/dass Regel. Eigentlich die einzige Sache, die mir beim Lesen fast täglich auf die Nerven geht(sonst bin ich da sehr tolerant). Es ist mir dabei komplett egal, ob man dass oder daß schreibt, es zählt die Unterscheidung, die oft nicht mehr gemacht wird.

Ich meine, es ist doch soo einfach. Eigentlich die einfachste Regel der Welt, man muss dazu nicht mal irgendwelche Grammatikregeln kennen, da es genauso ausgesprochen wird, wie man es schreibt.

Früher eigentlich nie gesehen, scheint es heute in Mode zu sein, das schöne Wort "dass" (oder daß) nicht mehr zu benutzen, sondern immer nur "das" zu schreiben(umgekehrt ist es sehr selten der Fall). Wie oben erwähnt ist es so einfach, dass man eigentlich nichts falsch machen kann. Was ist es also? Faulheit, die S-taste zweimal zu drücken (bzw. Alt-225) ? Wieso aber werden bei anderen Wörtern doppelte Buchstaben korrekt geschrieben?

Nervig ist es deshalb, weil es wirklich eine Sache ist, die das Lesen manchmal erheblich verschwert. Man liest den Satz dann immer so, wie man ihn aussprechen würde, und wundert sich dann über das, was dabei herauskommt. So brauche ich dann manchmal einige Sekunden, bis mein Gehirn das richtig gestellt hat. Und dadurch, dass man es mehrmals täglich liest, wird es auch nicht besser.

#19:  Autor: annoxWohnort: Berlin BeitragVerfasst am: 06.08.2004, 18:49
    —
Kathodenstrahlröhre hat folgendes geschrieben:
Es passt zwar nicht ganz hierher, da es eher Schrift- als Sprachgebrauch ist (das ist ja gerade das komische, im Sprachgebrauch wird dieser Fehler nie gemacht), aber ich wollte es einfach mal loswerden:

Die das/dass Regel. Eigentlich die einzige Sache, die mir beim Lesen fast täglich auf die Nerven geht(sonst bin ich da sehr tolerant). Es ist mir dabei komplett egal, ob man dass oder daß schreibt, es zählt die Unterscheidung, die oft nicht mehr gemacht wird.

Ich meine, es ist doch soo einfach. Eigentlich die einfachste Regel der Welt, man muss dazu nicht mal irgendwelche Grammatikregeln kennen, da es genauso ausgesprochen wird, wie man es schreibt.

Früher eigentlich nie gesehen, scheint es heute in Mode zu sein, das schöne Wort "dass" (oder daß) nicht mehr zu benutzen, sondern immer nur "das" zu schreiben(umgekehrt ist es sehr selten der Fall). Wie oben erwähnt ist es so einfach, dass man eigentlich nichts falsch machen kann. Was ist es also? Faulheit, die S-taste zweimal zu drücken (bzw. Alt-225) ? Wieso aber werden bei anderen Wörtern doppelte Buchstaben korrekt geschrieben?

Nervig ist es deshalb, weil es wirklich eine Sache ist, die das Lesen manchmal erheblich verschwert. Man liest den Satz dann immer so, wie man ihn aussprechen würde, und wundert sich dann über das, was dabei herauskommt. So brauche ich dann manchmal einige Sekunden, bis mein Gehirn das richtig gestellt hat. Und dadurch, dass man es mehrmals täglich liest, wird es auch nicht besser.


Bei mir funktioniert das nicht mit Alt-225. Hab ne verflixte englische Tastatur und das Fehlen der deutschen Umlaute nervt auch... Mit den Augen rollen

#20:  Autor: Kathodenstrahlröhre BeitragVerfasst am: 06.08.2004, 18:54
    —
Svantevit hat folgendes geschrieben:
Bei mir funktioniert das nicht mit Alt-225. Hab ne verflixte englische Tastatur und das Fehlen der deutschen Umlaute nervt auch... Mit den Augen rollen


Tja, dem einem Freud, dem andern Leid: Ich z.B. komme mit deutschen tastaturen überhaupt nicht klar. Und das ist auch keine Entschuldigung auf einen das/dass Regelverstoß, denn eine s-Taste hat meines Wissens so gut wie jede Tastatur auf der Welt (ausser vielleicht eines asiatische oder sowas)

#21:  Autor: annoxWohnort: Berlin BeitragVerfasst am: 06.08.2004, 19:00
    —
Kathodenstrahlröhre hat folgendes geschrieben:
Svantevit hat folgendes geschrieben:
Bei mir funktioniert das nicht mit Alt-225. Hab ne verflixte englische Tastatur und das Fehlen der deutschen Umlaute nervt auch... Mit den Augen rollen


Tja, dem einem Freud, dem andern Leid: Ich z.B. komme mit deutschen tastaturen überhaupt nicht klar. Und das ist auch keine Entschuldigung auf einen das/dass Regelverstoß, denn eine s-Taste hat meines Wissens so gut wie jede Tastatur auf der Welt (ausser vielleicht eines asiatische oder sowas)


Es war nicht als Versuch einer Entschuldigung gedacht, denn ich hefte mir Deine Kritik an der Missachtung der "dass- bzw. daß-Regel" nicht an.

Ich komme ansonsten prima mit meiner 'Qwerty' klar, nur die Umlaute fehlen...

#22:  Autor: Kathodenstrahlröhre BeitragVerfasst am: 06.08.2004, 19:07
    —
Svantevit hat folgendes geschrieben:
Ich komme ansonsten prima mit meiner 'Qwerty' klar, nur die Umlaute fehlen...


Notfalls kriegt man die sicher über irgendeine Alt-xxx Kombination. Ist auf Dauer aber nicher etwas nervig.

#23:  Autor: annoxWohnort: Berlin BeitragVerfasst am: 06.08.2004, 19:13
    —
Kathodenstrahlröhre hat folgendes geschrieben:

Tja, dem einem Freud, dem andern Leid


Btw, der Dativ hat da nix zu suchen - das ist 'Genitivsache'. Mr. Green

#24:  Autor: frajo BeitragVerfasst am: 06.08.2004, 21:32
    —
Svantevit hat folgendes geschrieben:
Bei mir funktioniert das nicht mit Alt-225. Hab ne verflixte englische Tastatur und das Fehlen der deutschen Umlaute nervt auch... Mit den Augen rollen

solange du etwas für einen browser eingeben willst (also für's FGH z.b.), spielt die tastatur kaum noch eine rolle.
die zeichen
    ä
    ö
    ü
    Ä
    Ö
    Ü
    ß

werden mit folgenden HTML-codes erzeugt:
Code:
& a u m l ;
& o u m l ;
& u u m l ;
& A u m l ;
& O u m l ;
& U u m l ;
& s z l i g ;

#25: Re: Sprachgebrauch Autor: Wygotsky BeitragVerfasst am: 06.08.2004, 21:46
    —
Sanne hat folgendes geschrieben:
Weiß jemand, warum Lateinunterricht "humanistisch" genannt wird? Oder was ein humanistisches Gymnasium ist, bzw warum die so heißen? Sind Lateiner humaner als andere Menschen? Suspekt


Vielleicht hat es auch etwas damit zu tun, dass man altgriechisch können musste, um die antiken Philosophen zu lesen. Das war womöglich für eine Übergangszeit die einzige Möglichkeit einer humanistischen Alternative zu dem, was die Kirche predigte. Lateinkenntnisse waren in kirchlicher Hand, somit auch die Möglichkeit, Bibeltexte im Original zu lesen und zu deuten. Wenn man sich Latein aneignete, konnte man vielleicht mitreden. Ich spekuliere hier einfach mal, weil ich wenig Ahnung von Geschichte habe. Ich wäre allerdings dankbar, wenn jemand mit mehr Ahnung sich mal dazu äußern könnte. Worauf ich hinaus wollte: Vielleicht war früher einmal die Kenntnis alter Sprachen eine notwendige Voraussetzung, um humanistische Texte lesen und verstehen zu können.

#26:  Autor: Raphael BeitragVerfasst am: 06.08.2004, 23:02
    —
Svantevit hat folgendes geschrieben:
Kathodenstrahlröhre hat folgendes geschrieben:

Tja, dem einem Freud, dem andern Leid


Btw, der Dativ hat da nix zu suchen - das ist 'Genitivsache'. Mr. Green



Ja, die immer mehr um sich greifende Unfähigkeit, im Genitiv zu sprechen und vor allem zu schreiben, ist eines der deutlichsten Zeichen für die zunehmende Verlotterung der deutschen Sprache. Da wird nicht der Opfer gedacht, sondern den Opfern; da schafft man zunächst noch den Genitiv, aber den hierauf sich beziehenden Nebensatz bringt man im Dativ usw. usf. - mir zieht's die Schuhe aus beim Hören und Lesen.

#27:  Autor: caballitoWohnort: Pet Sematary BeitragVerfasst am: 06.08.2004, 23:18
    —
Svantevit hat folgendes geschrieben:
Kathodenstrahlröhre hat folgendes geschrieben:

Tja, dem einem Freud, dem andern Leid


Btw, der Dativ hat da nix zu suchen - das ist 'Genitivsache'. Mr. Green


Dem einen ist's ein Leid, dem andern eine Freud. Mr. Green Mr. Green

#28:  Autor: CriticWohnort: Arena of Air BeitragVerfasst am: 06.08.2004, 23:29
    —
Kenn ich doch:

Man schickt einander auf Dummdeutsch eine "SMS", also eine "Short Message Service". Einmal ist ein Service maskulin, nicht feminin, und zum anderen schickt man etwas über einen Service, nicht einen Service selbst.

Aber es ist natürlich so, daß im Denken sich Konzepte entwickeln, die vom Sinn her nicht logisch sind, aber so verstanden werden, als hätte man sich korrekt ausgedrückt. "Die Bewohner werden evakuiert" heißt dann eben das Korrekte.

"Wem ist der Auto?" - "Ich." zwinkern

Evolution der Sprache, z.B. im Finnischen: hat wohl 22 Fälle, mit denen man sich wahrscheinlich aber auch nicht tiefschürfender ausdrücken kann als mit den vier im Deutschen. Entsteht die Notwendigkeit eines neuen Konzeptes, wird es zunächst mal drangeflickt, bis es sich schließlich verschleift. Wir besitzen heute keinen Ablativ mehr wie noch im Lateinischen und Griechischen, können aber trotzdem weiterhin sagen, daß etwas während eines anderen Ereignisses geschah, nur eben über die anderen Fälle verteilt.

#29: Re: Sprachgebrauch Autor: caballitoWohnort: Pet Sematary BeitragVerfasst am: 06.08.2004, 23:45
    —
DeutscherAbweichler hat folgendes geschrieben:
"Sinn machen" - Ist eine Rückübersetzung von "to make sense", was auf deutsch immer noch "Sinn haben", "Sinn ergeben" oder "sinnvoll sein" heißt. Ich frage dann schonmal gerne: "Wieviel Sinn darf's denn sein? Zwei Pfund?"


Sowas nennt man Lehnübersetzung und ist eine nicht ungewöhnlche Art der Sprachentwicklung. Außeerdem: "Sinn haben" ist etwas anderes, wenn schon, dann "Sinn ergeben" - und lettztlich wird hier das nicht sehr gebräuchliche "ergeben" durch das Allerweltswort "machen" ersetzt, dass von jeher so ziemlich alles bedeuten kann und überall passt, wo sonst nichts passt. Also eine fürs Deutsche doch typische Entwicklung.

Zitat:
"wir müssen das kommunizieren" - s.o. von "to communicate something". Kommunizieren ist im Deutschen immer noch ein intransitives Verb.


Auch das ist ein nicht unüblicher Sprachwandel. Was mich dabei stört, ist eher, dass "kommunizieren" überhaupt kein deutsches Wort ist. (Es kommt zwar in einigen Fachsprachen vor, zählt aber eigentlich nicht zum aktiven Wortschatz der Umgangssprache).

Wenn du dich schon aufregen willst, dann bitte über "etwas erinnern", und zwar gerade deswegenm, weil "erinnern" schon transitiv ist. Hier ist Kritik berechtigt, weil der Platz, den der neue Ausdruck einnimmt, schon belegt ist (und man sich immer frgat, woran dieses etwas denn wohl erinnrt wird ...)

Zitat:
"(ein Konzept) umsetzen" - Einen Blumentopf kann man umsetzen, Konzepte werden immer noch in die Tat umgesetzt. Oder dürchgeführt oder realisiert oder verwirklicht oder...


Wie schon von anderen gesagt: Verkürzung einer stehenden Wendung - absolut gängige Sprachentwicklung.

Zitat:
"die nach oben offene Richterskala" - Gibt es eine Richterskala, die nicht nach oben offen ist? Morgen werden es 27 Grad auf der nach oben offenen Celsius-Skala. Genauso richtig, genauso unsinnig.


Da allerdings hast du absolut recht. Zwar gibt es auch Erdbeben-Skalen, die nach oben nicht offen sind, aber die Richter-Skala ist es nun einmal, und der Hinweis darauf enthält keinerlei Informationsgehalt. Für denjenigen, der die Bedeutung der Richter-Skala nicht kennt, ist die Angabe bloß eine bedeutungslose Zahl, die nur für den groben Vergleich mit den werten anderer Beben taugt - und der, dem die Zahl wirklich etwas sagt, der weiß, dass die Skala nach oben offen ist. Mal abgesehen davon, dass es bei Skalen der Normalfall ist, dass sie nach oben offen sind, und von daher, wenn, dann das Gegenteil einer Erwähnung wert wäre.

Zitat:
Plus alle Anglizismen, mit denen sich bullshit-bingo (sic!) speilen läßt, sowie sämtliche buzzwords, um mal ein buzzword zu nennen. (global player, task force, committen (komitten?, kommitten?), ...)


Wobei das Problem hier nicht ist, dass es Anglizismen sind, sondern dass es bedeutungslose Worthülsen sind (weswegen man Bullshit-Bingo auch in englichschprachigen Besprechungen spielen kann)

#30: Re: Sprachgebrauch Autor: Tarvoc BeitragVerfasst am: 06.08.2004, 23:53
    —
GermanHeretic hat folgendes geschrieben:
NAchdem ich mich ja schon erfolgreich (der Anzahl der Antworten nach zu urteilen) über die Rechtschreibreform beklagt habe, tue ich gleiches jetzt mit dem allgemein heute üblichen Sprachgebrauch.

Was ich dabei hauptsächlich bemängele, ist das unreflektierte Nachplappern von zumeist leeren Floskeln, die man aus dem Volksverblödungsapparat #1 aufgeschnappt hat, und die unangebrachte Verwendung von nichtssagenden oder überhaupt nicht passenden Anglizismen, mit denen Manager (sic!) über ihr fachliches Unvermögen hinwegtäuschen wollen.

Meine Lieblingsbeispiele sind da:

"Sinn machen" - Ist eine Rückübersetzung von "to make sense", was auf deutsch immer noch "Sinn haben", "Sinn ergeben" oder "sinnvoll sein" heißt. Ich frage dann schonmal gerne: "Wieviel Sinn darf's denn sein? Zwei Pfund?"

"wir müssen das kommunizieren" - s.o. von "to communicate something". Kommunizieren ist im Deutschen immer noch ein intransitives Verb.

"(ein Konzept) umsetzen" - Einen Blumentopf kann man umsetzen, Konzepte werden immer noch in die Tat umgesetzt. Oder dürchgeführt oder realisiert oder verwirklicht oder...

"die nach oben offene Richterskala" - Gibt es eine Richterskala, die nicht nach oben offen ist? Morgen werden es 27 Grad auf der nach oben offenen Celsius-Skala. Genauso richtig, genauso unsinnig.

"die Bewohner des Dorfes wurden evakuiert" - Aua, tut das nicht weh? Man kann ja das Dorf evakuieren, d.h. menschenleer machen, aber die Menschen?

Worte, die wie englisch aussehen, es aber gar nicht sind: "Handy", "wellness", "talkmaster". (Korrekt eng.: "mobile" oder "cellular phone", "well being","chat-show host"; korrekt dt.: "Mobiltelefon" (Puristen sagen auch "tragbarer Fernsprecher"), "Wohlbefinden", "Moderator" (Puristen sagen auch "Gastgeber (einer Fernsehsendung)"))

Plus alle Anglizismen, mit denen sich bullshit-bingo (sic!) speilen läßt, sowie sämtliche buzzwords, um mal ein buzzword zu nennen. (global player, task force, committen (komitten?, kommitten?), ...)


So ein Schwachsinn! Ich lass' mir doch nicht vorschreiben, wie ich zu reden habe! Non Serviam! UND DAS IST NOCH NICHT MAL DEUTSCH, DAS IST LATEIN! zynisches Grinsen



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